
Diese 3 – in Worten: drei – Gründe haben mich
bewogen, mir meine schulterlangen Haare abzurasieren.
Der Friseurin musste ich ein schriftliches Schreiben schreiben, dass ich auf
eigenen Wunsch und auf eigene Verantwortung hin die Haare abrasiert haben möchte. Nach getaner Arbeit gestand mir meine Friseurin, so etwas schon immer mal bei einer Kundin gemacht haben
zu wollen. Sie war froh!
Und ich?? Super froh!! Ich mag die jetzige
Frisur. Alle bisherigen Hairstyles in meinem Leben mochte ich auch. Aber alles hat seine Zeit. Und jetzt ist die Zeit für was NEUES.
Am ersten Morgen mit der neuen Frisur stand ich im Bad vor dem Spiegel und überlegte, was zu tun ist. Ich wusch meinen Kopf mit Shampoo, anschließend cremte ich ihn streichelnd ein. Danach schminkte ich mich und betrachtete entzückt das Ergebnis: toll!!
Als ich das Bad verlies, fiel mein Blick ins Waschbecken – dort lag ein langes, dunkles Haar.
Hää?? Der Anblick war irritierend. Ich
musste dennoch herzhaft lachen. Das Haar war wohl aus meinem Schminktäschchen gefallen.
Und weil mir meine Friese so gut gefällt, habe ich 23 Tage später nachrasiert (diesmal selbst, wiederum 3mm). Zudem habe ich mir zwei wunderschöne Beanies genäht.
Von Anfang an hatte meine Friese also zwei Befürworterinnen: meine Friseurin und mich. Darüber hinaus habe ich Niemand nach der Meinung gefragt, aber Jede*r hat sie mir mitgeteilt: viele Komplimente; oft ist mir Mut für diese Entscheidung nachgesagt worden; und einige Male auch der eigene Wunsch nach solch einer Veränderung gestanden worden.
Jede*r?? Eigentlich nicht. Tatsächlich haben sich (fast) nur Frauen geäußert. Bloß zwei Männer haben ihre positive Meinung kundgetan. Die anderen Männer schweigen oder ziehen abwertend eine Augenbraue hoch.
Das könnte mir egal sein, da ich ohnehin Keine*n nach der Meinung gefragt habe. Dennoch ist es mir nicht egal, weil sich an meiner Friese bzw. den Reaktionen darauf geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen. Die Geschlechterstereotypisierung ist bei dem Thema Frisur immer noch auf die klassischen Rollenbilder von Mann und Frau festgelegt. Hier scheint der gesellschaftliche Wandel zu stagnieren! Eine der wenigen, tolerierten Ausnahmen für kahle Frauenschädel sind Krankheitsgründe.
Mir wurde unter anderem auch mitgeteilt, dass ich mit meiner 3mm-Friese, zusätzlich zu den ganzen Hilfsmitteln, erst recht krank aussähe. Diese Einschätzung teile ich so gar nicht – zumal mir im Spiegel immer ein Lächeln begegnet. Zudem hat die Friese für meine MS-bedingte Behinderung den Vorteil, dass ich im Bad schnell fertig bin und nicht lange stehen muss 😊

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